Stellungnahme zum offenen Brief des Schulelternrates

Wir fordern, dass die Entscheidung von SPD und FWG, die Grundschule in Kerstlingerode für 6 Millionen Euro zweizügig zu sanieren, rückgängig gemacht wird. Die aktuell vorhandenen Räumlichkeiten geben keine volle Zweizügigkeit mit Ganztagsangebot für alle Schüler*innen her. Es wären dafür erhebliche Um- und Anbauten mit Kosten zwischen 6 und 8 Millionen Euro erforderlich.

Die Grüne Fraktion hat sich stets für den Erhalt, die Sanierung, die Modernisierung und die Herstellung der Barrierefreiheit des vorhandenen Gebäudes ausgesprochen. Mit einem leicht ergänzten Raumangebot lassen sich 6 Klassen vorhalten, um im Bedarfsfall Klassen teilen zu können. So wird in Kerstlingerode ein angemessenes Raumangebot geschaffen bei gleichzeitiger Sicherstellung des Grundschulstandorts in Groß Lengden. Die Gemeinde Gleichen bietet damit Platz für 108 Schüler*innen je Jahrgang und sogar noch die Option, Spitzen über das Raumangebot (6 Klassenräume) in Kerstlingerode abzudecken.

Wir sehen hier ein Einsparpotenzial von 3 Millionen Euro, das an anderer Stelle, z. B. beim Krippenneubau dringend benötigt wird. Der zweizügige Neubau der Grundschule in Diemarden ermöglicht mittelfristig die Aufnahme der Kinder aus Bremke und Ischenrode.

Unsere ausführlichen Positionen zum Thema Bildung und Betreuung bitte hier nachlesen.

Rede von Stefan Heinemann, Fraktionsmitglied der Grünen und Vorsitzender des Ausschusses Schulen und Kindertagesstätten, während der Gemeinderatssitzung am 16. Februar 2021

„Die Schulentwicklungsplanung in der Gemeinde Gleichen verlief in den letzten Jahren weitestgehend in abgestimmten Schritten mit allen Beteiligten und in Abstimmung mit dem Arbeitskreis Schulentwicklung. Bis Dezember 2020 gab es einen gemeinsamen Weg, der im Wesentlichen folgendermaßen aussah:

Der Neubau einer zweizügigen Schule in Diemarden, der langfristige Erhalt der Gartetalschule, der mittelfristige Erhalt der Grundschule in Groß Lengden und der Erhalt der Grundschule in Bremke, bis durch einen zweizügigen Neubau in Diemarden ausreichende und gut ausgestatte Kapazitäten zumindest für einen Großteil der Schülerinnen und Schüler aus dem Einzugsbereich der Grundschule Bremke entstanden sind.

Diesen gemeinsamen Weg haben SPD und FWG mit ihrem Antrag, den sie gegen die Stimmen von CDU und Grünen beschlossen haben, verlassen.

Neu an diesem Antrag ist die zweizügige Sanierung und Erweiterung der Gartetalschule mit einem Kostenvolumen von voraussichtlich über sechs Millionen Euro.

Ohne jede Not wurde auch die Festschreibung des derzeitigen Einzugsbereiches der Gartetalschule beschlossen, während zeitgleich behauptet wurde, dass die Motivation für diese kostspielige Sanierung und Erweiterung eine Gleichbehandlung aller Kinder in der Gemeinde sein soll. Die Schaffung von zwei vollständig zweizügigen Schulbauten kann bei dem derzeitigen und zu erwartenden Kinderzahlen nur bedeuten, dass kurzfristig die Grundschule in Bremke geschlossen werden muss und auch der Fortbestand der Grundschule in Groß Lengden, die aktuell energetisch und inklusionsgerecht saniert wird, in wenigen Jahren fragwürdig wird.

Diesen Beschluss fassen dieselben Fraktionen, die den Erhalt und ebendiese Sanierung der Groß Lengdener Schule vorangetrieben haben. Nicht äußern tun sie sich zum Einzugsbereich der Grundschule Bremke, dessen Änderung mit Schließung der Grundschule sie nicht benennen.

Sie schaffen aber offensichtlich Fakten, bei deren vernünftiger Fortsetzung der Schulentwicklungsplanung unausweichlich werden wird, dass der Einzugsbereich für die Kinder aus Bischhausen, Ischenrode und Bremke – die alle gemeinsam in den Kindergarten in Bremke gehen – dann auf diese beiden zweizügigen Schulen aufzuteilen sind. SPD und FWG scheinen sich in dieser Frage auch nicht einig zu sein. Während die einen zumindest in den Beratungen offen sagen, dass die Grundschule Bremke geschlossen werden wird, bleibt die FWG bei der nicht mal im Ansatz nachvollziehbaren Aussage, dass auch die Bremker Schule erhalten bleiben soll. So wünschenswert viele Schulen mit kleinen Klassen auch sein mögen, die Kosten pro Kind würden derartig aus dem Ruder laufen, dass wir Grüne uns fragen, was mit unseren Ratskolleginnen und Kollegen passiert ist, dass für sie die Kostenfrage plötzlich überhaupt keine Rolle mehr spielt.

Auch die Versorgung mit Lehrerinnen und Lehrern für dann 6 mögliche Klassen mit Kinderzahlen zwischen 10 und 15 Kindern halten wir zwar für komfortabel, aber auch für unrealistisch.
Die Grünen sehen neben der Planung des zweizügigen Neubaus in Diemarden zwar dringendem Bedarf für die Sanierung der Gartetalschule, die Erweiterung zur vollen Zweizügigkeit mit Mensa und entsprechend großem Ganztagsbereich entspricht aber nach den aktuell vorliegenden Zahlen für die nächsten zehn Jahre nicht dem Bedarf.

Eine unseres Erachtens durchaus vertretbare Änderung der Einzugsbereiche in Kombination mit dem Neubau in Diemarden und den bereits vorhandenen Kapazitäten würde es der Gemeinde Gleichen ermöglichen, qualitativ hochwertige Ganztagsgrundschulen anzubieten und die vorhandenen zusätzlichen Räume in Kerstlingerode bei entsprechendem Bedarf auch ohne Sanierung für eine volle Zweizügigkeit zu nutzen. Zumindest die von der Verwaltung beauftragten Architekten das Berliner Beratungsbüros für Kommunalbauten äußersten keine Bedenken gegenüber einer weiteren Nutzung bei derzeitigem Standard.

Aus unserer Sicht werden hier vermeintliche Interessen von Dörfern bedient, die sich nicht vorstellen können, dass ihre Kinder auch mal mit Kindern aus anderen Dörfern der Gemeinde in eine Grundschule gehen könnten. Dieses Denken ist in anderen Bereichen, wie etwa beim FC Gleichen, seit Jahren überholt und endet spätestens mit dem Besuch der weiterführenden Schule.

Bezahlt werden soll das Ganze von allen in der Gemeinde, und das viele Geld wird dann nicht für pädagogische Qualität, sondern für die Schaffung von nicht benötigter Bausubstanz ausgegeben, wie wir es in der Gemeinde noch nicht erlebt haben.

Aus unserer Sicht gäbe es wesentlich günstigere Möglichkeiten, die Schulentwicklungsplanung zukunftsfähig zu gestalten. Unsere Vorschläge sind bekannt. Da wir diesem Vorgehen der Schulentwicklungsplanung und den dahinter stehenden Investitionen nicht zustimmen, werden wir auch diesem Haushalt nicht zustimmen."